Tagebuch einer ver-rückten Zeit

Tagebuch einer ver-rückten Zeit / Tag 21

1. November 2021

Könnte es sein, dass viele Menschen sich nicht (mehr) mit dem Wirrwarr um Corona auseinandersetzen wollen, um sich vor Schwindel zu schützen? Könnte es nicht sein, dass bei vielen Menschen schon diese so unmittelbare Realität ausreicht, um ins Schwanken zu kommen. Nehmen sie hin, um aushalten zu können?

Papa sagt sobald es ihm zu viel wird ganz klar: Hör auf, mir wird schlecht.

Katharina schrieb mir, wie sehr ihr unser letztes Corona-Gespräch (es liegt bestimmt sechs Monate zurück) zugesetzt habe.

Heute fragte mich Cindy aus der Kaufhalle, wie ich mich ständig mit diesem Thema beschäftigen könne. Sie kann es nicht (mehr?), konnte es womöglich noch nie? Sie sagt, bis zum Ende der Oktoberferien ging es ihr richtig schlecht. Da sei ein permanenter Druck auf ihrer Brust gewesen. Wenn Leute lustig waren oder sogar einen Witz gerissen haben, konnte sie überhaupt nicht mehr mitlachen. Stattdessen hat sie sich gefragt, wie man in dieser Zeit lustig sein könne.

Das finde ich sehr heftig.

Wir stehen alle unter Dauerspannung.

Wann hört das auf?

Die Inszidenz steigt, schreibt der Nordkurier, schreiben vermutlich alle Zeitungen. Ja und?

Die Freundin von Judiths Tochter Mara ist positiv getestet. Nun muss Mara in Quarantäne. Ihre geimpften Mitschülerinnen und Lehrer nicht. Angesichts der vielen Impfdurchbrüche – für die in der offiziellen Schreibung selbstverständlich immer irgendwelche Ungeimpften verantwortlich gemacht werden – ist das einfach nicht nachzuvollziehen. Das ist reine Politik.

Jens hat in der Apotheke nachgefragt. Demnach bin ich nicht mehr testberechtigt, d.h. in meinem Haus, für meinen Verlag schon, aber draußen gelten diese Tests nichts. Was mache ich nun im Asgard? Die haben doch keine Ahnung, wer berechtigt ist und wer nicht. Jens will politisch korrekt sein. Auch wenn diese Politik nur dazu dient, den Leuten Impfdruck zu machen. Es gibt doch keine vernünftige Erklärung dafür, dass (wie auch immer) ausgebildete Menschen, die jetzt ein Jahr lang andere Menschen testen durften, plötzlich nicht mehr testen dürfen? Vielleicht soll sich niemand außer der Reihe eine goldene Nase verdienen. Dann sollen sie die Tests einfach kostenfrei und dann aber auch für alle verpflichtend machen.

Wo geht es hin?

Mein Historikerfreund fürchtet, unser nächstes gesellschaftliches Modell könnte sich am chinesischen System orientieren.

Das will ich nicht!!! Ich will und ich kann nicht weggucken, um irgendwann einer scheindemokratischen Diktatur aufzuwachen. Dann nämlich schwankt meine Welt nicht nur, dann steht sie Kopf.

Im Moment jedoch lebe ich in einem ZUVIEL.

Mein Osteopath rief an. Am Freitag guckt er mich an. Er mutmaßt, dass mehrere Komponenten zusammengekommen sind und den kurzzeitigen Knockout verursacht haben. Bezüglich meines Fußes sagte er: Bei all dem, was uns seit eineinhalb Jahren wiederfährt, ist es kein Wunder, wenn unter uns der Boden ins Schwanken gerät. Und bemerkbar mache sich das zuallererst einmal in der Standfestigkeit.

Anlässlich Allerheiligen fand gestern ein Festgottesdienst in Malchow statt. Pfarrer D´s Bischof (oder nächster Vorgesetzter) hatte wieder einmal abgesagt. Er wolle sich, so seine Begründung, nicht mit Pfarrer D. und dessen Ansichten gemein machen. Für ihn sprang Pfarrer Martin Michaelis aus Quedlingburg ein – auch einer von uns, wie Pfarrer D. mit schelmischen Augenzwinkern ankündigte. Ulf und Vicky waren ganz begeistert. Pfarrer D. hat mir die Predigt zugeschickt. Noch habe ich sie nicht gelesen. Dafür aber habe ich Martin Michaelis auf dem Weg zum Abholen der Kinder bei der Aktion AllesaufdenTisch im Gespräch mit dem Chansonsänger Boris Steinberg gehört. Das Gespräch hat mir richtig Lust gemacht, die Bibel zu lesen. Etliches darin, sagt Martin Michaelis lese sich so, als sei es für heute geschrieben. Vieles lese er jetzt neu. Außerdem führte er seine Sicht zur Angst der Menschen und der Angstmacherei aus. Ganz spannend und absolut nachvollziehbar finde ich die Idee, dass bei vielen Menschen mit der Impfung nicht die Angst vor dem Virus verschwunden sei, sondern dass sich eine zweite Angst, nämlich die vor Nebenwirkungen hinzugesellt habe. Daraus resultiere auch die Verunglimpfung der Ungeimpften, denn diese empfänden die Geimpften als (ihren) personifizierten Zweifel.

Was würde passieren, wenn wir alle wegguckten? Weil es anstrengend und manches Mal schwindelerregend ist, hinzugucken und sich auseinanderzusetzen? Ist es nicht wesentlich leichter gemeinsam zu gucken, zu hinterfragen und sich auseinanderzusetzen, weil die Kräfte dann besser verteilt wären?

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